Bindungen – mit diesen zwei Regeln, wirst Du sie meistern

Bindungen?

Weißt Du was Bindungen sind? Es gibt sie auf jedem Instrument, in jeder musikalischen Gattung und in den Noten sehen sie auch immer gleich aus.

Wie sie aber auf den verschiedenen Instrumenten verwirklicht werden?

Aber fangen wir einmal von vorne an.

Das früheste, das mir zu Bindungen einfällt sind in alten christlichen Gesängen sogenannte Melismen.

Du kennst sie bestimmt aus Kirchengesängen, wenn zum Beispiel am Ende eines Kirchenliedes das Amen gesungen wird.

Das geht dann ungefähr so.

A – a – a – a – a – a – a – men

Du kennst es: Auf einem einzigen Vokal wird eine ganze Melodie gesungen.

Das, was man hier hört, sind gebundene Töne!
In Gesängen findest Du Bindungen immer dann, wenn eine einzige Silbe Text auf mehrere Töne verteilt wird.

Und in den Noten sieht das dann etwa so aus:

gebundene Noten, BindungenUnd diese Bindungen gibt es natürlich in jeder Art von Musik, sie muss dazu nicht gesungen werden.

Kannst Du Dir zum Beispiel denken, wie Bindungen bei den Blasinstrumenten, funktionieren?

Stell dir noch einmal vor, wie es beim Singen geht, dann kommst Du ganz leicht drauf.

Genau: Du greifst hintereinander verschiedne Töne und bläst dabei in einem Luftstrahl ununterbrochen weiter.

Spielst Du dagegen die Töne einzeln, werden sie Ton für Ton neu angesetzt. Jeder neue Ton erhält ein eigenes Anblasen des Tons.

Bindungen bei Streichinstrumenten

Und wie kann das nun auf Streichinstrumenten gehen?

Zunächst hast Du ja gelernt, dass Du einen neuen Ton dadurch beginnst, dass Du ihn mit dem Bogen anstreichst.
Auf jeden Ton, den Du streichst, folgt ein weiterer Ton. Du Streichst im Abstrich, dann Aufstrich, Abstrich und so weiter. Du trennst die Töne durch den Bogenwechsel.

Aber wenn Du nun bindest?

Bei der Bindung streichst Du mit dem Bogen weiter, während Du einen neuen Ton greifst.

So einfach ist das.

Sieh Dir einmal das Video dazu an.

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Hier noch einmal die wichtigsten Punkte:

Impuls der Finger

1. Gehen wir vom ersten Fall aus, dass Du mehrere Töne verbindest, die auf einer Saite liegen.

Hier sieht die Sache zunächst ganz einfach aus. Du streichst mit dem Bogen immer auf dieser einen Saite weiter und greifst verschiedene Töne.

Dabei wirst Du allerdings eines feststellen: Deine Töne sprechen manchmal gar nicht so gut an, als wenn sie jeweils neu angestrichen werden.

Töne, die auf einer Saite ins Schwingen gebracht werden sollen brauchen einen Anfangsimpuls, der sie zunächst einmal anspringen lässt.

Und diesen Impuls bekommen sie als neu angestrichener Ton vom Bogen.

Bei der Bindung kann der Bogen aber diesen Impuls nicht geben, da er ja wie gesagt einfach weiter streichen soll.

Daher sind jetzt Deine Finger gefordert, die einen neuen Ton nun nicht nur greifen, sondern mit ihrem Aufklopfen dem Ton einen Anfangsimpuls geben. Eine nicht zu unterschätzende zusätzliche Aufgabe kommt da auf die Finger des Spielers zu.

Saitenansprache

2. Ein Zweites, das die Ansprache der Töne beeinflusst, ist die Tatsache, dass verschiedene Töne auf der Saite verschiedenen Widerstand haben. Es ist tatsächlich so, dass besonders Töne, die weit auseinander liegen dem Bogen verschiedenen Widerstand entgegen bringen. So kannst Du beim Wechsel von einem hohen Ton zu einem Tiefen spüren, wie auf einmal der Bogen nicht mehr so schnell über die Saite gezogen werden kann, wie vorher.

Und wenn Du jetzt zwei solche Töne miteinander verbinden willst, wirst Du mich umhin kommen, mit der Geschwindigkeit Deines Bogens feinfühlig auf diese Bedingungen einzugehen. (Sonst wird Deine Tonansprache nämlich eine ziemlich kratzige Angelegenheit) Du musst mit Deiner Hand beim Streichen erspüren, welchen Zug des Bogens die Saite verträgt, und welchen nicht.

Das ist die feine Aufgabe des Bogens bei Bindungen.

Gehen wir noch einen Schritt weiter.

Saitenwechsel

3. Es ist nämlich genauso gut möglich, dass die zwei Töne, die Du binden willst, auf zwei verschiedenen Saiten liegen.

Jetzt ist der Bogen dran, dafür zu sorgen dass der nächste Ton erreicht wird. (abgesehen von der Tatsache, dass dieser neue Ton auf der anderen Saite natürlich auch gegriffen sein will)

Stell Dir die Situation vor. Du spielst einen Ton auf der D-Saite und nun kommt ein anderer, der auf der G-Saite liegt. Was musst Du also tun?

Dein Bogen muss beim Streichen, also während der Bindung, die Saite wechseln.

Und wie macht er das?

Du lehnst Dich während Du streichst mit dem Bogen immer mehr zur G-Saite hinüber, bis der Bogen auf einmal auf der G-Saite steht und auf ihr streicht.

Auch hier wirst du wahrscheinlich beim Streichen spüren, wie der neue Ton einen anderen Widerstand unter dem Bogen hat. Also ist auch hier Feinfühligkeit mit der Bogenhand angesagt.

Aber noch etwas kommt hinzu.

Deine Bewegung hin zur neuen Saite sollte möglichst ruhig sein. Dein Bogen sollte sanft auf der neuen Saite landen und so die Saite gut zum Ansprechen bringen.

Zwei wichtige Regeln

Und jetzt kommen wir endlich zu den zwei wichtigsten Regeln zum Thema „Bindungen“

Die erste Regel hat genau mit dem zu tun, was oben gefordert wird, nämlich mit dem sanften Übergang.

Was meinst Du? Mit welchem Teil des Armes kannst Du am besten eine ruhige Bewegung ausführen?

Errätst Du es?

Achtung aufpassen, jetzt wird es wichtig!!

Du macht es mit dem ganzen Arm.

Dies ist die Regel, die Du unbedingt beherzigen sollst. Bewege den Bogen mit Deinem ganzen Arm auf die nächste Saite.

Auf dieses Thema geht auch der Artikel über das gefühlvolle Steichen ein.

Bitte glaube nicht, Du könntest einen guten Saitenwechsel hinbekommen, wenn Du einfach mit dem Handgelenk abknickst. Auch eine einzelne Bewegung des Unterarms ist letztlich nicht zielführend.

Der ganze Arm hat die größte Masse, die den Bogen führen kann, und er wird den Saitenwechsel am ruhigsten und am saubersten ausführen.

Dies ist eine der wichtigsten Regeln des Streichens bei Bindungen, auf die man immer wieder stößt, wenn man versucht, eine Streichbewegung, die irgendwie aus dem Ruder läuft, zu korrigieren.

Dies ist die erste wichtige Regel zu den Bindungen, die ich Dir heute mitgeben kann.

Die zweite wichtige Regel wird dir so einfach vorkommen, dass ich fast ein wenig die Befürchtung habe, Du könntest meinen, ich will dich verulken, wenn ich sie Dir sage.

Aber weit gefehlt. Die Regel ist zwar von außen gesehen sehr dämlich, aber glaube mir: 70% der Fehler mit Bindungen meiner Schüler passieren genau durch die Nichtbeachtung dieser Regel.

Aber sieh Dir einmal dieses zweite kurze Video dazu an.

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Und nun wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deinen Experimenten mit den Bindungen auf Deinem Instrument

Alles Gute bis zum nächsten mal.

Felix Seiffert

p.S.: und wenn Dir der Artikel weitergeholfen  hat, bitte sei so gut und poste ihn bei Facebook oder einem anderen Social Media Dienst. Ich wäre Dir sehr verbunden. Dieser Blog steht und fällt mit seiner Verbreitung im Internet. Herzlichen Dank!

11 Kommentare

  1. Birgit Seefelder

    Lieber Felix,

    wie gewohnt sehr anschaulich erklärt und ausgesprochen hilfreich, vielen Dank! Eine Frage hätte ich noch, die ich auch meinem Lehrer gestellt habe. Wie bewerkstelligt man die Bindung sauber, wenn zugleich die Lage gewechselt werden muss? Z.B. a-Saite g-e / 4. Lage // cis – b etc. / 1. Lage. Mir wurde erklärt, das sei sehr einfach, da gäbe es nichts weiter zu erklären. Es ist mir auch klar, dass es darauf ankommt, synchron das Greifen und gleichmäßige Streichen zu bewältigen. Allerdings fällt es mir sehr schwer, das Cis richtig zu treffen und gleichzeitig sauber weiter zu streichen. Was mache ich da falsch, wenn es doch so einfach ist 🙁 ? Gibt es vielleicht trotzdem Tipps für Dummies zum sinnvollen Üben? Wenn nämlich noch ein Saitenwechsel dazukommt, bin ich gänzlich verloren …

    Dankeschön und viele Grüße

    Birgit

    • Felix Seiffert

      Hallo Birgit,

      jetzt schneidest Du ein Feld an, das Themen für mindestens 2 oder 3 ganze Blogartikel liefert.

      Lass es uns einmal kurz versuchen. Generell streichst Du einfach weiter. Da hat Dein Lehrer vollkommen recht. Du musst nur zusehen, dass Du beim Rutschen selbst mit dem Bogen sehr langsam streichst, sonst betonst Du den Rutscher und es klingt sehr nach Schleifen. Um zu üben, ist diese Methode sehr gut. Mach das sehr langsam um den Ton treffen zu lernen. Aber später musst Du dazu übergehen, schneller zu rutschen, mit dem Bogen sehr langsam zu streichen und dann wieder in voller Fahr zu streichen, wenn Du am neuen Ton angekommen bist. Probier es doch einmal aus.

      Wenn jetzt Fingerwechsel dazu kommen und sogar Saitenwechsel kommen noch neue Aufgaben auf Dich zu. Aber dies war jetzt die Grundlage.

      ganz herzliche Grüße

      Felix Seiffert

      • Birgit Seefelder

        Dankeschön! So werd ich es üben, klingt sehr nachvollziehbar. Inzwischen habe ich meinem Lehrer doch noch nähere Erklärungen entlocken können ;-), z.B., dass ich offenbar beim Rutschen mit dem ersten Finger zu viel Druck ausgeübt habe. Auch das hilft sehr weiter, so dass es schon besser wird.

        VG Birgit

  2. Kozlova Olga

    Vielen Dank!ich bin Olga und spiele Cello und Kontrabass ab 6 Jahre Alt,aber deine Video helfen mir sehr bei der Sprachiegeseite! Ich habe 15 Celloschuler und 2 Kontrabassschuler,für mich ist sehr schwer den Schulern zu erklären wie wird mit dem Bogen gestrichen und so weiter,ich habe 3 Mal dich angehört, es hat mir sehr gut geholfen in meinem Unterricht geben!!!!!ich warte auf deine neues Video! !!!Du bist gut!Enschuldigung für Dutzen!mit F.G.Olga

  3. Bednarz, Ulrich

    Hallo Felix,
    Dieser Artikel ist genau das, wonach ich Dich auch im letzten WS gefragt habe. Ich habe Vieles ausprobiert und ich ständig gewundert, warum manche Töne so kratzig klingen. Die Antwort hast Du mir mit diesem Beitrag gegeben! Ich habe den alten Dotzauer wieder herausgekramt und siehe da – die Bindungen klingen wesendlich besser. Zwar sind noch manche Töne dabei, die nicht so klingen, wie ich es möchte. Ich denke, es wird noch eine Zeit dauern, bis ich die Feinheiten heraus habe. Aber der Anfang ist gemacht!
    VG
    Ulrich

    • Lieber Ulrich,

      das freut mich sehr, wenn der Artikel etwas bringt. Er ist aber auch nur eine Anregung, selbst danach zu forschen wie man in die klangliche Gestaltung von Bindungen besser hinein kommt. Wenn du weiter dran bleibst mit dem Spüren nach dem Widerstand der Saite, dann kommt mit der zeit der Punkt, an dem Du Dich in der Bindung richtig wohl und auch sicher fühlst. Man bekommt es heraus.

      herzliche Grüße

      Felix

      • Bednarz, Ulrich

        Hollo Felix,
        seit einem halben Jahr habe ich das ausprobiert. Es funktioniert! Nur – mein Cello hat offensichtlich eine sehr gute Ansprache. Selbst wenn ich den Bogen nur ganz leicht anstreiche, beginnt die entprechende Saite zu schwingen, egal ob A/D/G oder C! D.h. einen Saitenwiderstand kann ich beim besten WIllen nicht spüren. Kann das so sein, oder ist mein Gefühl so wenig empfindlich, dass ich den Widerstand nicht spüre?
        VG
        Ulrich

        • Lieber Ulrich,

          nein, das glaube ich nicht, dass Du zu wenig empfindlich bist. Ich weiß schon, dass Dein Cello sehr leicht anspricht. Aber versuche es doch einfach einmal, mit dem Bogen näher am Steg zu streichen.
          Je näher du zum Steg kommst desto mehr Widerstand spürst Du von der Saite. Dass kann so weit gehen, dass Du etwa einen Zentimeter vom Steg entfernt nur noch so langsam streichen kannst, dass der Bogen eine halbe Minute braucht, bis Du ihn in der ganzen Länge durchgestrichen hast.

          Hier spürst Du den Widerstand in seiner Extremform. Und an diesem Widerstand wirst Du spüren, dass hier der wirklich kräftige Ton entsteht.

          herzliche Grüße

          Felix

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