Cello lernen: Ausbalanciertes Greifen, die Grundlage jeglicher Lebendigkeit beim Spielen

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum es so ist, dass Ihre Hand sich so seltsam verspannt anfühlt, sobald sie Ihr Cello nur in Spielposition gebracht haben? Kostet es Sie viel Kraft, auf dem Griffbrett zu greifen?

Nun, der Grund, warum ich hier nach dem vorletzten Artikel gleich noch einmal etwas über die Stellung der Hand schreibe, ist der, dass die wichtigste Aussage für ein freies bewegliches Spiel auf dem Cellogriffbrett noch fehlt.

Insbesondere, wenn Sie Cello anfangen oder gerade zu lernen beginnen, ist es enorm wichtig, sich über die Grundzusammenhänge von Balance am Instrument klar zu werden. Balance kann man nicht nur in der gesamten Spielposition herbei führen, sondern auch in kleinen Details wie eben der richtigen Stellung der linken Hand.

Was glauben Sie, was es für ein mühsamer Weg ist, zunächst irgendwie die Finger auf das Griffbrett zu bringen, sich dabei anzustrengen und doch nie so richtig zum selbstverständlichen Greifen zu finden, so wie man es bei Profis immer wieder sieht.

Und dann sagt man: „Na ja, der ist halt begabt, und ich lerne das wohl nie, wie ich mich auch anstrenge“…..

Natürlich bewirkt Üben sehr viel. Und Geläufigkeit ist auch eine Frage der Fingerkraft, die man sich durch Training erworben hat.

Aber man sollte schon auch darauf schauen, dass man sich mit seiner Kraft nicht selbst behindert. Und daher ist es so wichtig, dass ich Ihnen einmal erzähle, wie ein Finger stehen muss, damit er „freiwillig“ einen guten Stand auf dem Griffbrett einnimmt. „Freiwillig“ meine ich, weil es möglich sein sollte, so mit dem Finger auf dem Griffbrett zu stehen, dass man nicht mit Kraft die notwendige Krümmung der Gelenke (ohne die Beweglichkeit nur sehr eingeschränkt möglich ist) aufrecht erhalten muss.

Sehen Sie es ich einmal im Video an, wie es gemacht wird.

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So, und nun ist es an Ihnen, heraus zu finden, was für Sie die richtige Armhöhe ist. Wann haben sie das Gefühl, mit Ihrem Arm einfach nur ihre Hand bereit zu halten, damit sie aus eigenem Gewicht, aus dem „Stützen“ heraus, die Saite auf das Griffbrett drücken kann.

Denken Sie dabei bitte immer wieder daran, was im letzten Artikel über die Handhaltung gesagt wurde. Die Finger stehen von der Seite aus gesehen „senkrecht im Raum“. Mit anderen Worten: Würde man das Griffbrett nicht als schiefe Ebene sehen, sondern sich als Treppe vorstellen, würde der 1. Finger an höchster Stelle stehen und jeweils seine Stufe darunter die anderen Finger der Reihe nach.

Und nun kommt die Armhöhe hinzu, die genau so eingestellt sein soll, dass weder die Beugemuskeln der Finger noch die Streckmuskeln übermäßig benützt werden müssen. Wann fühlt sich Ihre Hand frei an? Wann haben Sie das Gefühl, dass Sie selbstverständlich und flott greifen zu können, dabei wie ein großer Käfer auf dem zu Griffbrett krabbeln und zu allem Überfluss auch noch dabei beweglich zu bleiben.

Wann fühlt sich dabei Ihre Schulter leicht und durchlässig an? Ein ebenso wichtiger Punkt. In guten Zeiten erlebe ich es, wie sich mein ganzer Arm gut ausbalanciert und regelrecht schwerelos anfühlt.

Wenn das alles zutrifft, haben Sie sie gefunden, Ihre ganz individuelle Armhöhe. Ich denke Sie werden dazu des öfteren, ganz genau in Ihren Arm hineinspüren müssen. Versuchen Sie, alle Spannungen im Arm zu spüren und auf das Minimum zu begrenzen. Es lohnt sich, das kann ich Ihnen garantieren.

Zunächst einmal aber einen Tip: Ihre Armhöhe ist meist höher, als Sie glauben. 70% aller Anfänger spielen zunächst mit einem zu tiefen Greifarm.

Letztlich sagt Ihnen aber Ihr Körpergefühl ganz genau, wann sie es geschafft haben.

Und damit wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei Ihrer eigenen Entdeckungsreise am Cello.

Felix Seiffert

p.S.: wie geht es Ihnen damit, ich wäre sehr froh, wenn sie mir Ihre Erfahrungen am Instrument schildern könnten. Nur so kann ich darauf eingehen, und was Ihnen wirklich weiter helfen könnte. Herzlichen Dank

6 Kommentare

  1. Barbara Schmidt

    Lieber Herr Seifert, ich bin ganz aus dem Häuschen! Ich habe vor einem guten halben Jahr angefangen (trotz hohen Alters von 39 ;-)), Cello zu lernen und ich bin so verliebt. Ich habe gerade Ihren Blog gefunden und freue mich sehr, noch mehr Wissenswertes und Erfahrungen „aufsaugen“ und umsetzen zu können. 1000 Dank dafür.

    Ganz herzliche Grüße,
    Barbara

  2. Sebastian Fiedler

    Ich schließe mich meiner Vorrednerin an, verfolge Ihren Blog sehr gespannt. Insbesondere würde es mich freuen, wenn Sie einmal eine Lektion zum Themo Bogenübung ohne Cello verfassen würden. Hier scheint es eine Menge Übungen zu geben, die leider scheinbar nirgendwo im Internet beschrieben sind :(.

    Vielen Dank und beste Grüße

    • Vielen Dank,
      ich hatte mir in letzter Zeit sowieso schon überlegt, ein paar Übungen mit dem Holzstab wieder in den Blog zu stellen. Beispielsweise Übungen zur vertikalen und horizontalten Flexibilität der Bogenhand.

      Also demnächst….

      Herzliche Grüße

      F.S.

  3. Claudia Andree-Krähmer

    Lieber Herr Seiffert!
    Ihre Anleitungen, Hilfestellungen, Erklärungen-wie auch immer sie zu benennen sind- schätze ich genauso sehr ,wie den Unterricht bei meiner phantastischen Cello-Lehrerin!
    Bitte begleiten Sie die Cello-Enthusiasten unbedingt weiter so!!!

    Herzlichen Dank+ viele Grüsse,

    Claudia Andree-Krähmer

    • Vielen Dank,
      Aber natürlich werde ich das, gerade läiuft es ja so richtig rund, und wie ich bemerke, werden diese Hinweise doch recht dankbar angenommen.
      Ich bin übrigens stets für Anregungen und Wünsche bezüglich der angesprochenen Themen offen. Nur bitte ich um Verständnis, wenn nicht jedes gewünschte Thema innerhalb kürzester Zeit zur Sprache kommt.

      Herzliche Grüße
      Felix Seiffert

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