Ein einfaches Stück auf der Geige – experimentieren Sie gerne?

Jetzt haben Sie so viel Theorie mitbekommen. Nun wollen wir es doch einmal ganz praktisch angehen. Wie wäre es, wenn wir zusammen einmal ein einfaches Stück einüben.

Im Wesentlichen geht es mir dabei darum, das Sie sehen, welche verschiedenen Teilbewegungen bei einem Stück miteinander koordiniert werden, und wie hernach daraus ein einfaches Stück wird.

Und Sie werden sehen, dass die Sache dadurch dermaßen einfach wird, dass Sie sie ohne weiteres selbst am Instrument heraus bringen können, und nicht einmal einen Lehrer brauchen, der es Ihnen unmittelbar zeigt. Sehen wir uns dieses mal das Stück auf der Geige an. Was man dann auf einem anderen Instrument anders machen muss, darauf soll dann der nächste Blogartikel eingehen.

Wenn man mit einem Instrument beginnt, wählt man zunächst Stücke, die in Ihren Anforderungen auf jeden Fall bewältigbar sind. Auf jeden Fall sollten sie aber gleich von vornherein Spielfreude aufkommen lassen. Sie sind ja nicht am Instrument angetreten um erst einmal durch das Tränenreich ewiger Fingerübungen zu gehen, sondern Sie wollen ja wohl gleich von Anfang an musizieren.

Und da habe ich in einer alten, aber immer noch aktuellen Violinschule ein ungarisches Kinderlied gefunden, das mit für diesen Zweck sehr geeignet scheint.

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Sie werden lachen, es kommt nur mit vier verschiedenen Tönen aus. Das heißt, Sie können sich auf dem Griffbrett die Finger auf einer Saite sehr schon in Position bringen, und lernen gleichzeitig einen recht schwungvollen Strich.

Lassen wir uns einmal mit den Tönen, die Sie greifen, beginnen. Am Besten Sie nehmen zunächst einmal Ihre Geige in der Gitarrenhaltung. Können Sie sich noch an den Blogartikel erinnern, in dem es darum ging, wie man auf der Geige zu einer guten Handstellung findet?

Hier finden Sie ihn, falls Sie noch einmal nachlesen möchten.

Wenn Sie nun das Stück beginnen wollen, dann machen Sie einmal diese Übung dazu. Setzen Sie 3 Finger auf die D-Saite Ihres Instruments auf und verschieben Sie die Hand, damit sie in Bewegung bleibt. Nun halten Sie in dem Moment in der Bewegung inne, in dem Sie mit dem 3. Finger den Ton g‘ erreichen. Dieser Ton liegt genau eine Oktave über der leeren G-Saite, sodass Sie ihn nun durch Vergleichen kontrollieren können. Wenn Sie sich nicht so ganz sicher sind, dann kleben Sie sich doch einen Punkt auf das Griffbrett, oder machen Sie eine kleine Markierung mit dem Bleistift, die Sie jederzeit wieder entfernen können.

wie das geht? Hier die Lösung

So, und wenn Sie nun diese Stelle erreicht haben, dann ziehen Sie noch Ihren ersten Finger etwas nach hinten um den Ton e‘ zu greifen. Auch hierfür könnte man wieder einen Punkt auf das Griffbrett kleben. Sie werden aber gleich ganz leicht merken, dass man sehr gut beim Spielen hört, ob man den richtigen Ton trifft.

Mit dieser kleinen „Trockenübung“ haben Sie nun einmal Ihre Greifhand in die richtige Stellung gebracht. Und nun geht es an das Lied. Das Stück besteht aus Viertelnoten, die ungefähr das Tempo von Schritten bei einem Spaziergang haben und halben Noten, die doppelt so lang sind.

Spielen Sie nun das Stück einfach ab, wie im Video beschrieben. Die Folge der Finger steht über den Noten gedruckt, sodass Sie sich gleich von vornherein ganz nebenbei einprägen, welcher Finger welche Note spielt.

Zupfen Sie also auf der D-Saite und greifen Sie:

0 – 1 – 2- 3 – 3 – 3 – 3 und so weiter, bis Sie durch das Stück durch sind. Und das Ganze machen Sie ein paar mal, bis Ihnen das Stück geläufig wird. Sie werden merken, es fällt Ihnen von mal zu mal leichter.

Dieses ist auch nötig, denn Sie wollen ja am Ende das Stück auch mit dem Bogen streichen. Und dabei ist es hilfreich, wenn man sich nicht auf jedes Detail seiner Aktion voll konzentrieren muss. Stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten beim Autofahren ständig neu überlegen, in welche Richtung Sie nun den Schaltknüppel bewegen müssen um in den nächsten Gang zu kommen. Sie haben doch weiß Gott besseres zu tun, oder?

Apropos Bogenbewegung:

Streichen Sie das Stück doch einmal mit dem Bogen, ohne mit den Finger zu greifen.

Sie erinnern sich ja noch an den Bogengriff. Nehmen Sie das Instrument nun in Spielhaltung, und setzen Sie den Bogen auf. Können Sie sich noch erinnern an die Übung mit dem Aufsetzen und dem Rollen auf den Saiten?

Setzen Sie nun den Bogen auf und spüren Sie, wie angenehm es ist, wenn sich das Armgewicht mit dem Bogen auf die Saiten stützt.

Streichen Sie nun zwei kleine Schwungstriche im Abstrich und im Aufstrich, und danach zwei lange Striche bis zu Spitze. Die Übung endet dann wieder mit zwei kurzen Strichen. Streichen Sie sie nicht zu kurz, sie sollen schon richtig mit Schwung durch gestrichen werden.

Im Prinzip streichen Sie diese Prozedur einfach vier mal hintereinander und schon haben Sie das Stück gestrichen.

Sie können es aber auch in einer „Endlosschleife“ so oft wiederholen, bis Ihnen diese Bewegung vollkommen selbstverständlich durch den Arm läuft. Merken Sie den Schwung, den Sie im Arm haben und im Bogen? So soll es sein.

Was bleibt am Schluss? Na wenn Sie die beiden Komponenten so ausgiebig geübt haben sollten Sie die ganze Sache einmal zusammensetzen. Bringen Sie dazu Ihr Instrument in Spielhaltung.

Setzen Sie nun auch wieder Ihre Finger auf die D-Saite und verschieben Sie die Hand, um beweglich zu sein Halten Sie nun wieder auf dem richtigen Platz an.

Setzen Sie den Bogen auf, und es kann los gehen.

Greifen und Steichen Sie jetzt einfach zusammen. Sie glauben nicht das es geht? Probieren Sie es! Sie werden sehen, es kann gar nicht daneben gehen, weil Sie die Teilbewegungen schon so weit in Ihrem Unterbewusstsein haben, dass es einfach laufen muss.

Und wenn nicht? Dann wieder holen Sie noch einmal ohne greifende Finger und zupfen Sie die Tonfolge noch einmal (aber jetzt in Spielhaltung) durch.

Also, wenn es jetzt nicht geht. Haben sie es gemerkt? Irgendwie hat das Koordinieren doch etwas zu tun mit Selbstüberlistung. Oder was meinen Sie?

Viel Vergnügen bei Ihren eigenen Experimenten

wünscht Ihnen

Felix Seiffert

p.S.: gehören Sie auch zu der Spezies Mensch, die so ein Stück gerne von Noten spielt? Hier bekommen Sie sie zum Ausdrucken. Ungarisches Kinderlied für Geige

 

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