Deine Haltung am Kontrabass – im Stehen

Die Haltung am Kontrabass schließt den Reigen der Artikel über die Haltung der verschiedenen Instrumente. Du erinnerst Dich. Grundsätzlich verschieden ist die Haltung der hohen Streichinstrumente von der der Violoncelli. Und ähnlich wie das Cello hält man den Kontrabass, mit einem, allerdings grundlegenden, Unterschied:

Haltung am Kontrabass – Haltung am Cello

Der Kontrabass steht, ähnlich wie das Cello, mit einem Stachel auf dem Boden, was im Prinzip eine sehr schön einfache Haltung mit sich bringt. Allerdings kann er, zumindest wenn der Spieler steht, nicht so schön und leicht an den Körper des Spielers „angeschmiegt“ werden, wie das Cello. Immerhin ist er so breit, dass man ihn nicht zwischen die Beine nehmen und ihn so vor seitlichem Abrutschen sichern kann. Man muss ihn daher trotz aller möglicher Balance, die man dem Instrument gibt, doch beim Spielen etwas halten.

Im fortgeschrittenem Stadium gibt es für den Spieler auch die Möglichkeit, hinter dem Kontrabass zu sitzen. Man braucht dafür einen Kontrabassstuhl, eine Art „Barhocker“ mit einer Möglichkeit, den linken Fuß leicht erhöht aufzustellen. Aber als Anfänger würde ich die Haltung am Kontrabass an Deiner Stelle zunächst einmal mit dem Stehen probieren, so wie ich es Dir auch im Video beschreibe.

Fußbodenschoner

Vor dem Ausprobieren solltest Du Dir allerdings noch Gedanken machen, wie Du den Bass aufstellen willst. Meist haben geliehene und gekaufte Bässe an der Stachelspitze einen Gummistöpsel. Dieser ist auf allen glatten Fußböden äußerst hilfreich, verhindert er doch das seitliche weg Rutschen des Basses beim Spielen. Auf DeinenTeppichen oder Teppichböden jedoch könnte es sein, dass dieser meist schwarze Gummi Schleifspuren hinterlässt. Daher solltest Du Dich nach einem geeigneten Untersatz unter Deinem Stachel umsehen. Es gibt verschiedene Fabrikate im Handel zu kaufen. Und genau so etwas brauchst Du natürlich auch dann, wenn Dein Bass überhaupt keinen Gummischoner am Stachel haben sollte.

Aber kommen wir zum Video. Sieh Dir einmal an, was das für eine bewegliche Sache ist, einen Kontrabass zu halten.

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Fassen wir die Sache kurz zusammen:

  • Stell Dich so hin, dass Dein linkes Bein leicht nach vorne gestellt ist. Verteile Dein Gewicht auf beide Füße. Spüre ein wenig in Dich hinein. Merkst Du, wie angenehm es sich so ausbalanciert steht? Diese Balance brauchst Du, um später freie Bewegungen am Bass durchführen zu können.
  • Vor dem Spielen solltest Du die Länge Des Stachels an Deinem Kontrabass so eingestellt haben, dass der Obersattel des Instruments auf der Höhe Deiner  Augenbrauen liegt.
  • Lege jetzt das Instrument mit seiner Schulter in Deine Leistenbeuge. Achte dabei darauf, dass Du das Instrument leicht zu Dir lehnst. Der Bass darf leicht zu Dir geneigt da stehen. Lass Dich selbst dabei nicht vom Kontrabass aus der Balance bringen. Beuge Dich nicht vornüber, um an den Bass zu gelangen; der Bass kommt zu Dir!
  • Nun stützt Du den Rücken des Kontrabasses leicht mit dem linken Knie.

Vertrauensübung

Versuch einmal, heraus zu bringen, wie der Bass in Balance zu halten ist. Versuche auch die Übungen zum Loslassen und wieder Auffangen des Instruments. Sie wird Dein Vertrauen stärken, dass Dir der Bass gar nciht so leicht aus den Händen fallen kann. Das gibt dir innere Sicherheit und euch eine gewisse Lockerheit im Umgang mit dem Instrument.

Und das ist es immer, was wir zunächst erreichen wollen. Ein selbstverständlicher Umgang mit dem Instrument. Vieles fällt dem Anfänger nur deswegen schwer, weil er zu vorsichtig im Umgang mit dem Instrument ist. Er willst nichts kaputt machen, und ist daher gehemmt. Er traut sich nicht, sich frei zu bewegen. Und dieses kannst Du unter anderem mit einer Balanceübung, wie der oben beschriebenen, umgehen.

Und dies ist am Anfang das Wichtigste. Schließlich willst Du doch mit Freude musizieren, und Dich dabei frei und beweglich fühlen. Nur so kannst Du an den Punkt gelangen, dass Du Dich ganz auf die  Musik konzentrierst, die Du bewusst gestalten willst.

Ausblick

Und an diesen Punkt gelangst Du dadurch, dass Du Stück für Stück lernst, mit Deinen Bewegungen so umzugehen, dass Du alles, was Du tust, mit möglichst geringem Kraftaufwand schaffst. In der Regel sind dies ausbalancierte Bewegungen, auf die wir noch an vielen Stellen dieses Blogs stoßen werden. Und bei der Haltung am Kontrabass nimmt die Sache ihren Anfang, weswegen ich Dich eindringlich ermuntern möchte, bereits hier sehr feinfühlig zu sein, und zu spüren, ob Du Dich beim Stand hinter dem Instrument wirklich wohl fühlst.

Es ist gar nicht so leicht zu beschreiben, dieses Gefühl wenn man in seinen Bewegungen ausbalanciert ist. Aber nach einer gewissen Zeit wirst Du  merken, dass Du Dir selbst keine Hindernisse mehr in den Weg legst.  Und dann wirst Du den Kopf, Deine Wahrnehmung und ihren ganzen Körper so weit haben, dass Du direkt dran bist an der Tongestaltung. Du spürst dann nicht die Kraft Deiner Finger, sondern den Ton, der unter Deinen Fingern entsteht. Du spürst das Ansprechen der Saite unter Deinen Bogenhaaren anstatt der Kraft, die Du mit Deinem Arm aufwendest. Da wollen wir alle hin, und ich kann Dir sagen, es ist einfach großartig, jeden Tag einen Schritt weiter dorthin zu kommen.

Und damit wünsche ich Dir einen guten, freudigen und gelungenen Start mit Deinem Kontrabass.

herzlichst

Felix Seiffert

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4 Kommentare

  1. Guten Tag,
    ich bin 1,91 m groß und möchte mit dem Kontrabassspielen anfangen. Ich denke ein 4/4 Bass wäre prinzipiell passend, aber als Anfänger sollte man tendenziell ein kleineres Instrument nehmen, also dann doch liener 3/4. Bin mir nicht sicher, wie sehen Sie das? Vielen Dank im Voraus!

    • Felix Seiffert

      Hallo Hans,

      Gehen Sie einmal davon aus, dass die allerwenigsten Bassisten auf einem 4/4 Bass spielen. Auch Berufsbassisten tun sich das nur sehr selten an. Sie brauchen schon eine sehr große Spanne zwischen den fingern und mit einem solchen Instrument zurecht zu kommen. Ich würde Ihnen daher auf jeden Fall zu einem 3/4 Bass raten. Ich Denke Sie machen es sich sonst gerade am Anfang unnötig schwer.

      ganz herzliche Grüße

      Felix Seiffert

  2. Ich bin beim Kontrabass zur sitzenden Position übergegangen und froh darum:
    – stehend ist die Gefahr groß, unwillkürlich wieder mit dem Daumen zu drücken. Sitzend so gut wie garnicht.
    – übt man einen Lagenwechsel, einen Sprung, o.ä., kommt beim Stehen als zusätzlicher Störfaktor die Balance dazu. Beim Sitzen entfällt dieser Parameter – es gibt genug andere, auf die man achtgeben muss.

    Gruss, Klaus

    • Felix Seiffert

      Hallo Klaus,

      Da muss ich dir voll und ganz beipflichten. Im Stehen hast Du beim Kontrabass keinen Gegendruck unter den Saiten. Du bist auf einen (möglichst leichten) Gegendruck mit dem Daumen angewiesen. Da kommst Du nicht drum herum. Die Bassisten versuchen damit klar zu kommen in dem sie diesen Gegendruck möglichst gefühlvoll anwenden und wo es geht auch den Daumen wieder lösen.

      Wenn Du den Bass im Sitzen spielst, hast Du in etwa die gleichen Bedingungen wie beim Cello. Der Bass liegt am Brustkorb und du schaffst damit die Gegenstütze herbei. Das ist natürlich angenehmer.

      ganz herzliche Grüße

      Felix

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