Vibrato Teil 2 – wie wechselst Du Töne?

Wenn Du Vibrato gelernt hast, wirst Du merken, dass es für dich eine Herausforderung ist, Dein Vibrieren auch dann beizubehalten, wenn die Melodie durch verschiedene Töne geht.

Du kennst doch die Grundbewegung des Vibratos. Wir haben ja in einem früheren Artikel ausführlich darüber gesprochen.

Du erinnerst dich. Das Vibrato belebt Deinen Ton am Instrument, es bringt den Ton in ein rhythmisches Schwingen der Tonhöhe. Dabei bewegst Du Deinen Arm, Deine Hand und Deine Finger so, dass die Fingerkuppen über die Saiten rollen und so den Ton einmal etwas höher und einmal etwas tiefer abgreifen.

Dies führt aber nur dann zu einem schönen Ton, wenn dabei der ganze Arm frei schwingen kann. Daher haben wir im letzten Artikel die Bewegung groß mit dem ganzen Arm begonnen und dann immer mehr verkleinert. Am Ende sah die Bewegung wie ein Schwingen des Arms, der Hand und der Finger aus.

Dies zu Erlernen ist nicht ganz einfach, da das Abgreifen der Saiten mit den Fingern doch etwas an Kraft braucht. Das Niederhalten der Saiten kann bei ungenügendem Training der Hand dazu führen, dass sich die Finger versteifen. (eine typische Reaktion der Hand, wenn sie sich überfordert fühlt). Daher ist es so wichtig, die Finger durch Klopfübungen zu trainieren, sodass sie die Saite niederhalten können und dabei beweglich bleiben.

Außerdem ist es mitunter nicht ganz leicht, habe ich mir von meinen Schülern sagen lassen, dass das Vibrato in dem Moment durchzuhalten, wenn man verschiedene Töne miteinander verbindet. Und dieses Thema wollen wir uns heute einmal genau ansehen.

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Die Fingerbewegung beim Vibrato

Wenn Du verstehen willst, wie es möglich ist, zu vibrieren, während Du Töne wechselst, dann sollten wir und zunächst einmal ansehen, was Deine Finger beim Vibrato für eine Bewegung ausführen.

Die Finger setzten das, was als eine Art „Schüttelbewegung“ in der Hand ankommt, in eine „Rollbewegung“ der Fingerkuppe auf der Saite um. Und dabei sind alle Fingergelenke gleichermaßen beteiligt.

Diese Bewegung läuft zwischen zwei extremen Fingerstellungen ab. Der Ton wird nach oben und unten hin verändert. Und so gibt es am unteren und oberen Ende der Tonhöhe eine Fingerstellung.

In dem Moment, in dem der Finger den Ton am tiefsten greift, steht der Finger nahezu gestreckt auf der Saite. Noch besser gesagt liegt er fast über der Saite. Das Grundgelenk ist dabei gebeugt. Die Fingerkuppe steht mit ihrer Innenseite auf der Saite.

am tiefsten Punkt der Tonhöhe - der gestreckte Finger

 

Anders sieht die Sache aus, wenn der Finger so weit über die Saite gerollt ist, das er den Tön an seinem höchsten Punkt greift. Hier verhalten sich die Gelenke der Finger genau umgekehrt: die vorderen Gelenke des Fingers sind stark gekrümmt und das Grundgelenk steht in seiner gestreckten Stellung.

am höchsten Punkt der Tonhöhe - der gekrümmte Finger

 

Überlege Dir einmal: das ist schon eine sehr hohe Leistung Deiner Finger, zwischen diesen beiden Extremen hin und her zu schwingen. Sie müssen dabei beweglich sein, aber auch genügend Kraft aufbringen, um dabei immer die Saite niederzuhalten.

Deine Hilfe – die Klopfbewegung

Eine Sache hilft Dir sehr beim Erlernen dieser Beweglichkeit.

Ist Dir klar, dass die Bewegung, die Du zum Aufklopfen Deiner Finger verwendest, genau die gleiche ist, die beim Vibrieren brauchst?

Willst Du einen Finger aufsetzen, und dabei einen neuen Ton zum Klingen bringen, klopfst Du mit Deinem Finger beweglich auf die Saite. Dabei geschieht das für einen kurzen Augenblick mitunter so kraftvoll, dass ein Geräusch des Klopfens hörbar ist. Im Augenblick danach entspannt sich aber der Finger auf der Saite. Das Grundgelenk des Fingers gibt nach und die vorderen Gelenke des Fingers krümmen sich. So wird augenblicklich die Kraft des Aufklopfens in einen federnden Stand umgesetzt. Wie das funktioniert habe ich Dir in einem Blogartikel schon früher einmal aufgezeigt.

Wenn diese Bewegungen des Vibratos und des Aufklopfens gleich sind, kann man die eine Bewegung als Startimpuls für die andere nehmen.

Erste Übung

Stell Dir vor, Du spielst einen Ton beispielsweise mit dem 1. Finger. Jetzt hebst Du den 2. Finger in die Höhe und klopfst ihn auf die Saite auf. In dem Moment, wo der Finger nun auf die Saite trifft, federst Du im Grundgelenk und in den Fingergelenken die Bewegung ab, wie Du es ja immer gelernt hast. Und da Du nun schon beim Bewegen Deiner Finger bist, kannst Du Deine Hand dabei gleich weiter schwingen lassen und Du vibrierst auf dem 2. Finger.

Bitte probiere diese Übung auf allen möglichen Fingerkombinationen aus. Vor dem Aufklopfen des Fingers brauchst Du nicht zu vibrieren. Es reicht der Anfangsimpuls für das Vibrato durch das Aufklopfen des Fingers.

Funktioniert es?

Hervorragend!

Zweite Übung

Jetzt gehen wir zur zweiten Stufe der Übung. Du vibrierst den Ton, den Du vor dem Aufklopfen des Fingers spielst.

Was Du dafür trainieren musst, ist das Hochheben eines Fingers, während ein anderer Finger vibriert. Probiere es aus. Es wird Dir zunächst vielleicht nicht ganz leicht fallen, aber mit der Zeit immer besser gelingen.

Während Du vibrierst, hebe nun den anderen Finger blitzschnell und klopfe ihn auf die Saite. Dein Klopfimpuls wird jetzt dazu dienen, dass sich das Vibrato nahtlos im neuen Ton fortsetzt.

Dritte Übung

Und den Ablauf mehrerer Töne mit Vibrato übst Du am besten mit einer Tonleiter, die Du Ton für Ton durch vibrierst. Am besten sorgst Du dabei für Tonübergänge die alle gebunden sind.

Dabei streichst Du einen Ton an, und verbindest ihn mit dem Nächsten. Diesen wiederholst Du nach einem Bogenwechsel und verbindest ihn mit dem dritten Ton, und so weiter. So kannst Du Dich voll und ganz auf den Übergang mit Vibrato konzentrieren und musst Dich nicht noch zusätzlich um einen sauberen Bogenwechsel kümmern.

Ergänzung – die „weite“ Griffart

Auf einen Spezialfall möchte ich Dich am Ende dieses Artikels noch aufmerksam machen.

Hast Du schon einmal versucht, auf einem weiten 1. Finger zu vibrieren? Das wird eine etwas mühevolle und anstrengende Sache. Der Finger kann sich in seiner gestreckten Lage nicht mit seinen Gelenken am Vibrato beteiligen.

Irgendwie geht es schon, aber so richtig befriedigend wird die Sache aber nicht.

Daher meine Forderung:

Beim Vibrato gibt es keine weite Griffart!

Versuche immer den 1. Finger in seiner normalen Stellung zu vibrieren. Sobald Du für den Ablauf Deiner Tonfolge den Ganztonschritt zum 2. Finger brauchst, machst Du es wie oben beschrieben:

Du hebst den 2. Finger, während Du mit dem 1. vibrierst. Wenn Du nun aufklopfst, ziehst Du blitzschnell Deinen Daumen um einen Halbtonschritt nach vorne und bringst so den 2. Finger dazu, im Abstand eines Ganztons vom 1. Finger auf die Saite zu treffen. Sobald der 2. Finger auf der Saite steht, lässt Du den 1. los und Deine Hand steht wieder schön entspannt alleine auf dem 2. Finger. Das war es schon.

So hast Du die weite Griffart nur für einen Bruchteil einer Sekunde benutzt und Dein Vibrato nicht durch den Tonübergang gestört.

Und wie geht es weiter?

Das Vibrato auf dem Cello ist ein recht umfassendes Thema, und im Unterricht werden in der Regel sehr viele Teilaspekte davon behandelt.

Aber was ist für Dich als Leser dieses Blogs wichtig? Haben wir die Hauptsache durchgenommen? Oder bleiben Fragen offen?

Ich möchte dich hier einmal ermuntern, Deine ganz persönliche Fragestellung zum Vibrato im Kommentar darzulegen. Vielleicht kommt ja dabei noch ein weiterer Blogartikel zum Thema Vibrato auf dem Cello zustande.

Sei doch bitte so gut und schreibe, wo ganz persönlich bei dir der Schuh drückt in Sachen Vibrato.

Und noch etwas: Bitte sei so gut, und verbreite diesen Artikel auf Deinem Netzwerk, Facebook, twitter, oder wo immer Du dich aufhältst.

Vielen herzlichen Dank

Felix Seiffert

2 Kommentare

  1. Birgit Höschele

    Sehr geehrter Herr Seifert, ich bin zunächst total glücklich, dass es sie im Netz gibt! Ich habe als „Spätberufene“ mit dem Cello angefangen.
    Zum Spiccato habe ich schon von ihnen profitiert. Gibt es ein einfaches, bekanntes „richtiges Stück“, wo man die Strichart anwenden kann, oder sie angewendet wird und gut hört, wie es im Zusammenhang klingen sollte?
    Zum Vibrato habe ich jedoch Fragen: einzelne Töne kann ich verbinden, auch ggf. schon Lagen wechseln. Schwierig ist für mich der kleine und erste Finger. Aber gaaaanz schwierig ist das Vibrieren in Stücken mit Achtelnoten. Z.B. soll ich gerade einfach nur im Kanon von Pachelbel in der ersten Zeile die gebundenen Achtel vibrieren, die ja zudem relativ langsames Tempo haben. Das klappt nicht.
    Außerdem: sie sind sehr, sehr freundlich, das gefällt mir. Derzeit bin ich sehr frustriert, habe den Gedanken aufzuhören. Ich werde vielleicht fragen, ob mir jemand helfen könnte die technischen Voraussetzungen für Fernunterricht herzustellen. Ich werde am Dienstag 54J., spiele nach Musikschuleinheiten ca. 41/2 Jahre Cello. Ich habe die 1,2,3,4,5,6,7 Lage, sowie erste Erfahrungen mit der Daumenlage. Ich absolvierte alle Hugos, Sassmannshaus, Kompendien 11,12,13: Vibrato hatte mir niemand gezeigt, dass versuche ich jetzt erst als Anliegen bei einem neuen Lehrer. Wir harmonieren leider nicht so sehr.., er ist Keyboarder, Pachelbel spielt er im Schweinsgalopp, sonst würde dem Zuhörer langweilig. Für mich sind dann aber die Läufe nicht möglich

    • Liebe Birgit,

      vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar.

      Zu Deiner Frage mit dem Spiccato. Du darfst davon ausgehen, dass im Grunde alle barocken Stücke, die in einem Allegro Tempo stehen und einzelne Achtel haben, im Spiccato gespielt werden. Das ergibt sich aus der Beschaffenheit des Barockbogens, dass das heut im Grunde immer ein Spiccato ist.

      Ansonsten kann ich einzelne Etüden von Dotzauer, aber auch von Jaques Offenbach empfehlen.

      Das Vibrato erfordert gerade auf dem 1. und dem 4. Finger längeres Training. Da kann ich Dich nur zu Geduld ermuntern. Es geht zunächst immer auf den mittleren Fingern leichter. Versuche das Armgewicht immer auf dem jeweiligen Finger zu zentrieren. Du kannst immer dann vibrieren, wenn Du Dich auf ihm wohl fühlst. Der Finger sollte gut auf der Saite aufgestellt sein und Du solltest das Gefühl haben, dass er den Arm tragen kann. Und dann versuchst Du zu vibrieren. Spiele etwas mit der Armstellung auf dem Finger herum, bist Du wirklich die für dich optimale Lage des Arms gefunden hast.
      Und mit der Zeit, das wirst Du sehen, wird das Vibrato auch auf Achtelnoten funktionieren. Bleib darüber gelassen, es kommt früher oder später von ganz alleine.

      Und wenn Du willst, kann ich Dir gerne natürlich Fernunterricht anbieten. Nur müsstest Du mich dafür einfach einmal auf der Mailadresse des Blogs anschreiben. Im Prinzip brauchst Du dazu ein Computer mit der Sype software, die Du Dir kostenlos aus dem Internet laden kannst. Außerdem wäre ein DSL oder ein anderer Breitband Internetanschluss nötig.

      ganz herzliche Grüße

      Felix Seiffert

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